Samuel Josef Agnon (eigentlich Samuel Josef Czaczkes), geboren am 8. 8. 1888 in Buczacz, Ostgalizien, als ältestes von fünf Kindern einer im Judentum verwurzelten, dabei weltoffenen, großbürgerlichen Familie. Der Vater war ordinierter Rabbiner, lebte aber vom Pelzhandel wie sein wohlhabender, einflußreicher Schwiegervater. Während letzterer an der traditionellen Orthodoxie festhielt, war der Vater ein Anhänger des chasidischen Rebbe von Chortkov; seine Gelehrsamkeit umfaßte auch Philosophie und hebräische Dichtung. Die Mutter war weltlich gebildet und beschäftigte sich mit deutscher und jiddischer Literatur. 1891–1897 besuchte Agnon den Cheder, die jüdische Kinderschule, 1900/01 studierte er am Bet Midrasch, dem jüdischen Lehrhaus. Daneben wurde er vom Vater in Aggada, Philosophie, Dichtung, chasidischer und aufklärerischer Literatur sowie von Privatlehrern in Talmud, Hebräisch und Deutsch unterrichtet, las später deutsche und skandinavische Belletristik und eignete sich autodidaktisch ein vielfältiges Wissen an. Mit acht Jahren begann er, Gedichte in hebräischer und jiddischer Sprache zu schreiben, ab 1903 veröffentlichte er Gedichte, Erzählungen und Artikel in hebräischen, seit 1906 überwiegend in jiddischen Zeitschriften. Um dem Militärdienst zu entgehen, verließ er 1907 Buczacz und traf am 2. 5. 1907 in Jaffa (Palästina) ein. Seither schrieb er ausschließlich hebräisch. Als erste Publikation in Palästina erschien 1908 die Erzählung “Agunot”, nach der er sich fortan ...